Die Curly-Pferde vom Isarhof
Mustangs in Oberbayern? – Gleich elf Verwandte der Wildpferde beherbergen Claudia und Martl Geupert auf dem Isarhof in Wallgau. Allerdings sind ihre „Curlies“ mit der Lockenmähne keine wilden, sondern neugierige wohlerzogene Pferde, ideal für Freizeitreiter und Anfänger.
Die Fohlen sind da!
Kurz nachdem dieser Beitrag online geht, ist es am Isarhof soweit: Drei süße Curlies kommen zur Welt. Eines davon – M.C. Honey – exakt am selben Tag wie zwei Fohlen in den Jahren zuvor. „Der 18. April hat etwas Magisches auf unserem Hof“, meint Claudia Geupert. Ihr Sohn Mike ist sichtlich stolz auf das hübsche braune Stutfohlen. Mit weißer Blässe und hellen „Strümpfen“ ist es ganz Mama Bella!
Hej, wer zupft da an meiner Tasche?
– Ja, die Curlies sind neugierig. Martl Geupert grinst und bringt meine Tasche lieber in Sicherheit. Wir stehen mitten im Freilauf der freundlichen Tiere mit der markanten lockigen Mähne, die ihnen manchmal wie Dreadlocks vor die Augen fällt. Rund um den Aussiedlerhof am Ortsrand von Wallgau ist nichts als die Weite des oberen Isartals. Wer die Ohren spitzt, hört den nahen Wildfluss rauschen. Blue Eye, das einjährige Hengstfohlen mit einem blauen und einem grauen Auge kommt heraus. Was für ein Hellblau!

„Blue Eye“ – mit einem blauen und einem grauen Auge © Isarhof-Curlys
Gute Nachrichten für Allergiker
Die Pferde mit dem mal gelockten, mal gewellten Fell stammen tatsächlich direkt von amerikanischen Mustangs ab. Und dank ihres dichten Haars lieben sie die Kälte. „Minus 30 Grad macht ihnen gar nichts aus“, erzählt Claudia. Reine Pferdehaar-Allergiker können auf Curlys oft ohne Triefaugen und Niesattacken reiten. Das Fell dieser Westernpferde hat nämlich von Natur aus eine andere Eiweißzusammensetzung als das anderer Pferderassen und gilt deshalb als hypoallergen. Genau das war der springende Punkt, als Martl aufgrund seiner Kuhhaar-Allergie nach Alternativen suchte. Claudia und er hörten von den Curlies und holten sich 2010 drei der Robustpferde aus Amerika nach Wallgau. Damit konnten sie aus der Not eine Tugend machen. „Wir wollen aber einen sanften Übergang“. Will heißen, sie stellen von der elterlichen Viehwirtschaft allmählich auf Pferde um. Beide ließen sich ausbilden, zum Pferdewart, zum Trainerassistent in Westernreiten. Seit letztem Jahr haben die Curlies einen weiteren eigenen Stall. Derzeit paukt Claudia jede freie Minute für ihre Prüfung zur Pferdefachwirtin. Peu à peu verwirklichen sie sich so ihren Traum einer Western-Ranch.
Das Fohlen ABC
Ich traue meinen Ohren kaum, als Claudia erzählt: „Die Fohlen lernen zunächst das ABC.“ Das heißt bei Pferden aber nicht etwa, Buchstaben zu kritzeln, sondern „Wie hebe ich meine Hufe?“ – etwa, wenn der Tierarzt kommt – oder „So folge ich brav auf den Hänger“, zum Beispiel wenn ein Ortswechsel ansteht. Erst nach drei Jahren reitet Martl die Pferde dann zu.
Sechs Wochenenden für kleine Pferdeflüsterer
Curlies haben ein ruhiges unkompliziertes Naturell und gelten als schlau. Die Geuperts empfehlen sie deshalb wärmstens als „Freizeit- und Anfängerpferde“. Sechsmal diesen Sommer können Kinder den knuffigen Pferden ganz nahe kommen. „Wir nennen das bewusst nicht Reitkurs, sondern Pferdewochenende“, erklärt Claudia. „Dabei lernen Kinder ab sieben Jahre die Curlies spielerisch kennen“. So stehen der sichere Umgang mit dem Pferd, die Pflege und seine „Sprache“ auf dem Programm. Klingt ein bisschen nach Pferdeflüsterer, oder? Aber natürlich wird dann auch geritten. Die Kinder führen einander gegenseitig und müssen gemeinsam Aufgaben lösen. Wer nur einen Tag Zeit hat, kommt zu den Sommer-Kids, ein Programm für alle ab Sechs mit Pferde streicheln, reiten – und knuddlen. Vor allem dafür sind die neuen Fohlen schon fest eingeplant.
Am Isarhof in Wallgau
… ist die Welt noch schwer in Ordnung. Mit Martls Eltern und Großeltern sitzen beim Mittagessen vier Generationen am Tisch. Die ganze Familie hilft mit, den Hof mit Kühen, Katzen und eben Curlies plus Ferienwohnungen zu bewirtschaften. Bei den Geuperts können nicht nur Kinder den Umgang mit Pferden lernen. Es gibt auch Westernreitkurse für jung und alt. Die Curlies aus ihrer Zucht sind außerdem zu kaufen, wobei der neue Stall als reine Curly-Pension dient. Seit kurzem bieten Ärztin Elfie Hein-Holl und Curly „Ginny“ am Hof Pferdegestützte-Osteopathie an. Das entspannende Schaukeln und die Wärme des Pferderückens helfen, die Haltungsmuskulatur von Kindern zu stimulieren. Mehr unter www.isarhof.de
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